Geschichte der ehemaligen Hofstelle bis zur Brennerei Altewischer

Bauernschaft Avenwedde / Baurschafft Auenwehe:

Erste Erwähnungen unserer Hofstelle zeugen schon aus dem 13.ten Jahrhundert. Unter dem Begriff Hofstelle versteht man das eigentliche Wohnhaus des Bauern, das heutige Musikzentrum. Ursprünglich gehörte die Hofstelle Velhaus zu den größten Anwesen in Avenwedde. Später erfolgte eine Teilung in „Wester-Velhus – Adresse Avenwedde 2“ (heutiger Bauernhof Westerfellhaus) und „Oster-Velhus – Adresse Avenwedde 3″ (heutiges Musikzentrum).

Preußische Landkarte von 1837

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich dann aus unserem alten Hof „Oster-Velhus“ der Vollerbenhof Eusterfelhaus. Immer wieder tauchten unterschiedliche Varianten der Familiennamen auf. Von Velhaus, Ostervelhaus, Oesterfellhues, Oesterfelhuß bis Eusterfelhaus. Ein alter Auszug aus der „Preußischen Landkarte“ aus dem Jahre 1836 datiert die damalige Hofstelle Oesterfelhus.

Ära Eusterfelhaus:

Der Vollerbenhof Eusterfelhaus in Avenwedde Nr. 3 wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrmals die Besitzer. Etwa seit der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg ist uns die Erbreihenfolge der Bauernfamilie Eusterfelhaus lückenlos bekannt. Durch das damals leidenschaftliche Kartenspiel allerdings, konnten die Besitzer ihre Höfe nicht halten und haben so oft über Nacht Hof und Gut verspielt. Um das Jahr 1886 kam es dann auch auf dem Hof Eusterfelhaus nach etlichen Schuldverschreibungen zu einer Übernahme durch eine jüdische Familie Weinberg aus Herford.

JahrVornameName
1665FranzEusterfelhaus
1698JoanEusterfelhaus
1730Joan OttoEusterfelhaus
1771JacobEusterfelhaus
1834Johann HeinrichEusterfelhaus
1870Heinrich Sen.Eusterfelhaus
1905 Heinrich Jun.Eusterfelhaus

Heuerlingshaus:

Heuerlingshäuser waren zu damaliger Zeit Nebengebäude der Hofstelle. Die dort lebenden Bauern, die Heuerlinge, waren keine vollberechtigten Mitglieder der Bauernschaft. Auch auf unserem jetzigen Areal der Stiftung Altewischer gab es damals wohl mehrere Heuerlingshäuser. Sicher bekannt ist uns das Heuerlingshaus unten links auf dem Foto. Dieses stand an der Stelle des jetzigen Biergartens der Gaststätte „Le Stelle“. Das Gebäude wurde auf Grund der schlecht erhaltenen Bausubstanz im Jahre 1963 abgerissen. Ein weiteres Foto ist vom Schützenfest der St. Sebastianer Schützenbruderschaft aus dem Jahre 1962 (Foto unten Rechts). Beim damaligen Antreten entstand das Foto. Im Hintergrund sieht man die Seitenansicht des Heuerlingshauses mit der Fachwerkoptik.

Ära Altewischer :

Um das Jahr 1880 gab es erste Erwähnungen einer Destillation in Avenwedde. Wahrscheinlich Im Jahre 1884 kaufte dann der Avenwedder Johann Otto Altewischer den Meierhof Eusterfellhaus. Ab 1886 wurden in zwei Bauabschnitten die Gebäude einer Kornbranntwein-Brennerei erschaffen. Somit hielt der Name Altewischer Einzug in die Geschichte der Hofstelle und der Name „Brennerei Altewischer“ wird erstmalig erwähnt. In den darauffolgenden Jahren wurden in der Brennerei erfolgreiche diverse Schnäpse und Spirituosen gebrannt. Dazu gibt es eine alte Radierung mit einer schönen Gesamtübersicht aus Zeiten der Brennerei.

Alte Radierung der Brennerei (in der Mitte) und dem späteren Musikzentrum ( unten Rechts zu sehen)

Torbalken über Haupteingang Musikzentrum:

Der jetzige Torbalken über dem Haupteingang zum Musikzentrum ist unser wichtigster, noch erhaltener Nachweis aus der Gründerzeit. Auf der Inschrift steht das Datum 05. Juli 1820. Somit ist klar datiert wann das Bauernhaus, in der heutigen Form, ursprünglich gebaut worden ist. Auf dem Balken ist unter anderem auch ein Spruch eingraviert, der Name des Zimmerers „Hennrich Gevsendrees“ und natürlich die Namen des Besitzers „M. Jacob Vielhaus genannt“ und dessen Ehefrau „Catharina Margarete Stückerjürgens“.

Erweiterung des ursprünglichen Bauernhauses und Verlängerung der Deele um 14 Meter.

Während der Renovierungsarbeiten an unserem schönen westfälischen Vierständerhaus sind uns unterschiedliche Verzapfungen der Eichenbalken aufgefallen. Es stellte sich heraus, das das ursprüngliche Bauernhaus um 14 Meter verlängert worden ist. Dazu ist der heutige Nordgiebel komplett demontiert, der Bereich der Deele dann verlängert und anschließend der Nordgiebel wieder an seinem ursprünglichen Platz moniert worden. Der Zeitpunkt muss auf jeden Fall nach 1820 erfolgt sein. Ersichtlich ist der Anbau anhand der Verbindungen der Eichenbalken. Der Anbau ist mit einer „2-Zapf-Technik“ ausgeführt worden. Das alte Bauernhaus und der originale Nordgiebel wurden in der früheren „4-Zapf-Technik“ ausgeführt.

Landkarte von 1922:

Landkarte aus dem Jahre 1922. Hier sind die Gebäude rund um das alte Bauernhaus und die Gebäude der damaligen Brennerei Altewischer, erbaut um 1882 bis 1886, zu erkennen.

Ära Schulte-Altewischer / Ära Burbach:

Zu der Zeit um 1910 gab es in der Familie Altewischer keine eigene Nachfahren. Somit gingen die Besitztümer der Brennerei und der gesamten Hofstelle im Jahre 1911 in den Besitz von Josef Schulte über. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte entstand dann in der Avenwedder Bevölkerung der Name „Brennerei Schulte-Altewischer„.

Im Jahre 1951 wurde das Gesamte Arenal von Kurt Burbach aufgekauft. Die allseits beliebten Spirituosen der Brennerei wurden auch zu dieser Zeit noch sehr erfolgreich vermarktet. Kurt Burbach erschuf unter anderem den überregional bekannten „Pollhänser“ Kräuterlikör. Nach dem Tod von Kurt Burbach 1973 führte die Ehefrau Irmgard Burbach dann auch später zusammen mit Ihrem Sohn Roland die Geschäfte weiter. Der Brennereibetrieb wurde dann im Jahre 1980 eingestellt und die Rechte an den Spirituosen an die Brennerei Pähler in Rietberg verkauft.

1994 Brennereigebäude kurz vor Abriss / Umbau

1995 Brennereigebäude nach Umbau zur Wohnanlage „Residenz Altewischer“