Entstehung Musikzentrum Altewischer

1966 Hermann Krögers erste Überlegungen

Der Vereinsgründer des Jugendmusikkorps, Hermann Kröger, berichtete in einem Gespräch mit Heinz Felderhoff, dass er schon 1966, nach der Gründung des Jugendmusikkorps, daran gedacht habe, dass alte Bauernhaus Altewischer zu nutzen. Es könnte ein ideales Vereinshaus für die Orchester in Avenwedde werden. Doch wichtigere Probleme, wie die Finanzierung und Anschaffung der Instrumente für die Ausstattung der ersten Musikschüler und der Aufbau des Orchesters hätten diesen Gedanken für viele Jahre verdrängt.

1970 Proben in der Gaststätte Bettenworth

Der Saal der Avenwedder Gaststätte Bettenworth war nach dem Krieg bis in die 1950-er Jahre hinein als Lagerraum einiger Firmen genutzt worden, auch von der Fa. Bertelsmann. Weil der Saal einige Jahre leer stand und die Avenwedder Vereine für ihre Aktivitäten Räume suchten, schlossen sie sich zum „Avenwedder Kulturring“ zusammen und renovierten in Eigenleistung den Saal und die Räume. So konnten dort für viele Jahre die Proben des Musikvereins und des Jugendmusikkorps stattfinden. Für andere Veranstaltungen, die auch Einnahmen für die Unterhaltung des Saales einbrachten, mussten die Proben des Jugendmusikkorps immer öfter ausfallen. Zeitweise wurde in der Vorhalle der Kapellenschule oder in der kleinen Werkstatt des Vorsitzenden Albert Füchtenkord im Stehen geprobt. Man traf sich aber auch in kleinen Gruppen in Wohnungen oder Kellerräumen.

Dadurch lies das Interesse bei einigen Jugendlichen nach. Sie kamen immer seltener und meldeten sich schließlich ab. Es musste eine schnelle und gute Lösung gefunden werden, um das Jugendmusikkorps, das sich eigentlich gut entwickelt hatte, zu erhalten.

1976 Albert Füchtenkord setzt sich durch

Der 1. Vorsitzende, Albert Füchtenkord, beschäftigte sich schon länger mit dem Gedanken, das Haus Altewischer, das wie bekannt seit Jahren leer stand und sehr marode war, als Vereinshaus für die Musiker auszubauen. Die Eigentümer, die Familie Burbach, waren damit einverstanden. Eine Rücksprache mit dem Bauunternehmer Hermann Flötotto bezüglich einer Sanierung war wenig ermutigend. Er schätzte den Aufwand damals auf ca. 250 000,- DM.

Obwohl es keine optimistischen Aussichten für eine Realisierung des Bauvorhabens gab, sprach Albert Füchtenkord das Thema in der Jahresversammlung an und erntete von einigen Mitgliedern erheblichen Widerspruch. Weil man aber davon überzeugt war, dass ein ständiger Proben- und Unterrichtsraum eine wesentliche Voraussetzung für den weiteren Aufbau oder sogar die Existenz des Orchesters war, entschloss sich der Vorstand für den Ausbau des Bauernhauses und bekam dazu von der Mehrheit der Vereinsmitglieder die Zustimmung. Es kam zu  einer Einigung mit der Innhaberfamilie Burbach, die besagte, dass der Verein das halbe Haus bis 1999 mietfrei nutzen könne, wenn er es renoviere und als Vereinshaus ausbaue.

Die erste Besichtigung des maroden Bauernhauses am 31.01.1976 durch den Vorstand des Jugendmusikkorps war wenig ermutigend. Das gesamte Haus war voller alter Geräte, Heu und Stroh. Die Bausubstanz befand sich in einem sehr schlechten Zustand.

Start Renovierung Bauernhaus Altewischer

Der Umbau begann am 06.05.1976 mit der Entrümpelung des Hauses. Ein tagelang loderndes Feuer hinter dem Haus ersetzte die Sperrmüllabfuhr.

Erste Probe vom JMA während der Bauphase

Der Verlauf der Arbeiten ist dem Bericht des damaligen Dirigenten Alfred Boenke zu entnehmen, der im Jugendmusikkorps über 14 Jahre das Orchester musikalisch geprägt und ganz wesentlich zum Aufbau beigetragen hatte. Die Deele  war am 10.05.1976 gerade grob entrümpelt, als dort schon die erste Probe stattfinden musste, weil in dem bisherigen Probenraum, dem Saal der Gaststätte Bettenworth, eine Versammlung der CDU stattfand.

Alle packten mit an …..

 Fachkundige Vereinsmitglieder und viele Eltern der Jugendlichen machten sich intensiv an die Arbeit.

Schützenverein Bad Bergen

Unerwartete Hilfe bekamen sie durch Mitglieder des Schützenvereins aus Badbergen, die mit ca. 15 Personen samstags früh anrückten und die Maurerarbeiten übernahmen.

1977 Einweihung Musikzentrum Altewischer

Am 26.02.1977 wurde das Musikzentrum seinen Bestimmungen übergeben. In einer gemeinsamen Feierstunde überreichte Ernst Kleinemaas jeweils einen Hausschlüssel an die Vorsitzenden Albert Füchtenkord vom Jugendmusikkorps und Günter Poggenpohl vom Musikverein Avenwedde. Der kichliche Segen wurde durch den damaligen Pastor Karl Hoffmann durchgeführt. Er sagte: Es möge Gottes Segen über dem Hause ruhen und das es den Musikanten sehr lange erhalten bleibt und Frucht trage nach außen hin“!

1977 Erstes Fronleichnamsfest am neuen Musikzentrum Altewischer

Schon zum Fronleichnamsfest 1977 wurde das Haus mit einem gemeinsamen Konzert des Jugendmusikkorps und des Musikverein Avenwedde der Öffentlichkeit mit einem Tag der „offenen Tür“ vorgestellt. Jahre später war zu hören, dass die Sanierung ca. 70 000,- DM gekostet haben sollte.

1991 Drohender Verkauf durch die Familie Burbach

Die Eigentümer des Gebäudes waren von der Sanierung der Haushälfte durch die Vereine offenbar angetan. Sie sanierten unmittelbar anschließend die vordere Hälfte des Hauses zu einer Gaststätte mit gehobener Küche, die Roland Burbach führte. Die wurde wenige Jahre später weiter verpachtet und beiheimetet seit dem ein italienisches Restaurant. 

Die mietfreie Nutzung des Hauses durch die Vereine sollte etwa 1999 enden. Der Besitz des ganzen Areals war inzwischen an den Sohn der Frau Burbach, an Roland Burbach übergegangen. Er entschied sich Anfang der 1990-ger Jahre, alles zu verkaufen. Für die Vereine drohte, das inzwischen für sie wichtige Vereinshaus zu verlieren. Es wurde auch schon ein Umbau des Bauernhauses durch einen Investor diskutiert, der es erwerben wollte. Mit Unterstützung lokaler Politiker, besonders Hermann Grosser, wurde eine Lösung für die Vereine gesucht. Das führte zu einer Teilung des Anwesens. Die südliche Hälfte mit dem Wohnhaus und der ehemaligen Brennerei erwarb ein Investor, der daraus die „Residenz Altewischer“ mit Eigentumswohnungen entwickelte.

1992 Gründung Förderverein Jugendmusikkorps Avenwedde e.V.

Die nördliche Hälfte mit dem Bauernhaus sollte 1 500 000,- DM kosten. Das war eine nicht finanzierbare Summe für die Vereine. Es folgten viele Gespräche mit Politikern und der Stadtverwaltung. Auf die Frage nach dem Eigenkapital konnte das Jugendmusikkorps auf einen zuteilungsreifen  Bausparvertrag verweisen. Außerdem hatte Hubert Gaisendrees, Eigentümer der Fa. HUGA, zuvor eine große Geldsumme zweckgebunden gespendet. Mit diesem Grundkapital und dem Vertrauen in die Vereinsführungen war die Stadt Gütersloh zu einer Vorfinanzierung bereit.

1992 sollte dann das ehemalige Brennereigebäude des Anwesens verkauft und in Eigentumswohnungen umgebaut. Um den Bestand des Musikzentrums Altewischer zu sichern, entschlossen sich die Vorstände vom JMA und Musikverein, Avenwedder Bürger und Lokalpolitiker im gleichen Jahr den Förderverein Jugendmusikkorps Avenwedde e. V. zu gründen, mit dem Ziel, den Rest des Anwesens zu erwerben. Mitglieder des Vorstandes vom Förderverein, allen voran Fridolin Hagenlüke, gingen auf die Straße und machten Werbung um Sponsoren und Mitglieder für den neu gegründeten Förderverein zu bekommen.

1995 Gründung der Stiftung Altewischer

Im Jahre 1995 führten die monatelangen Verhandlungen dann zu einem erfreulichen Ergebnis. Es wurde die „Stiftung Altewischer“ gegründet, in deren Besitz das Haus und das Grundstück am 15.01.1995 übertragen wurde. Vorsitzender wurde Dr. Jürgen Krämer. Das Vereinshaus für die Existenz der Musikvereine war gerettet. Dazu gehörte nun auch die Gaststätte „Le Stelle“. Der Begriff Stiftung Altewischer bezieht sich auf zwei Dinge: Räumlich gesehen ist die Stiftung Altewischer das Gelände an der Alten Spexarder Straße, auf dem das Musikzentrum und die Aktionsfläche zu finden sind. Organisatorisch gesehen ist die Stiftung Altewischer die Verwaltungseinheit des bezeichneten Areals.

Bauprojekte der Renovierungsphase des Fachwerkes der Süd-, Ost-, Nord- und Westseite

2008 Start Renovierung Südgiebel

Im Jahre 2008 wurde am Südgiebel festgestellt, dass unter der Wand teilweise das Schwellenholz nicht mehr vorhanden war. Weil auf der Innenseite bei der Sanierung 1976 ein Fundament mit einer stabilen Wand errichtet worden war, bestand statisch keine dringende Gefahr. Die Kosten bereiteten jedoch große Sorgen. Fachlich war niemand mit der Sanierung einer Fachwerkwand vertraut. Fachfirmen waren rar. Deren Preise waren nicht finanzierbar. Durch Zufall ergab sich ein Hinweis auf Ortwin Schwengelbeck, einem Bauingenieur, der große Erfahrungen mit historischen Gebäuden hatte. Er unterstützte bei Kostenschätzungen für Bauanträge, gab handwerkliche Ratschläge und auch Hilfen, wenn es um  Fragen des Denkmalschutzes ging. Durch ihn ergab sich der Kontakt zu dem Zimmermann Christian Lellau aus Osterwiek, der gerade seine Meisterprüfung und die Schule für Denkmalpflege in Detmold abgeschlossen hatte. Er sanierte den Südgiebel umfassend mit einer wirklich handwerklichen Kunst.

Die Bauleitung übernahm Heinz Felderhoff. Als versierter Handwerker nahm Felderhoff sich dieses Fachthemas an und kniete sich in die Handwerksarbeiten mit hinein. Wie sich über die Jahre herausstellte war das die Grundlage für alle kommenden Renovierungsarbeiten am Fachwerk.

Die Gefache wurden mit Leichtlehmziegeln ausgemauert, weil das die ideale Kombination mit Holz ist. Es war bei der Arbeit festgestellt worden, dass bei der Sanierung 1976 Gefache mit Kalksandsteinen und Zementkalk ausgemauert wurden. Dadurch war die obere Holzschicht an den Kontaktflächen mit dem Zement leicht angerottet, während die anderen Gefache, die vor 200 Jahren mit Kalkspeis und Ziegelsteinen gemauert waren, ein völlig gesundes Holz zeigten. Durch die Eigenleistungen, es musste nur der Zimmermann und das Material bezahlt werden, war kein weiterer Kredit erforderlich. Aufgrund des Denkmalschutzes gab es einen Zuschuss von 1 500,- €.

2008 bis 2025 Renovierung Fachwerk

Nach Fertigstellung des Fachwerkes der Südseite kamen nach und nach auch die Schäden der restlichen Fachwerk Seiten des gesamten Hauses zum Vorschein.

Somit wurden nach und nach alle 4 Seiten des Musikzentrums renoviert.

Durch eine enorme Kraftanstrengung vieler Ehrenamtlicher Helfer, ist es dann im Jahre 2025 gelungen, die Arbeiten abzuschließen.

Siehe unter „Bauprojekte Altewischer“